Samstag, 27. Dezember 2014

Erneutes Stolpern beim Gebet am Fest des heiligen Johannes


Am Fest des heiligen Johannes des Evangelisten hat mich immer, so auch in diesem Jahr, die deutsche Oration gestört:


Allmächtiger Gott,
du hast uns durch den Evangelisten Johannes
einen Zugang eröffnet
zum Geheimnis deines ewigen Wortes.
Lass uns mit erleuchtetem Verstand
und liebendem Herzen erfassen,
was er in gewaltiger Sprache verkündet hat.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Konkret geht es um die "gewaltige Sprache". "Gewaltig" sind Bergmassive, monumentale Bauten, mitreißende Reden. Ganz bestimmt sind die Schriften des Evangelisten herausragend, aber das Wort "gewaltig" klingt doch eher danach, als ob der Leser den Text mit einem anerkennenden "interessant" kommentieren wollte.

Also habe ich mich an den lateinischen Originaltext gewagt:

Deus, 
qui per beatum apostolum Ioannem Verbi tui nobis arcana reserasti, 
præsta, quæsumus, 
ut quod ille nostris auribus excellenter infúdit, 
intellegentiæ competentis eruditione capiamus.

Was übersetzt soviel bedeutet wie:

Gott, 
der du uns durch den seligen Apostel Johannes 
dein geheinmisvolles Wort erschlossen hast, 
gewähre, wir bitten, 
daß, was jener unseren Ohren vorzüglich eingegossen hat, 
wir mit der Gelehrsamkeit angemessener Einsicht aufnehmen.

Das klingt doch weniger gewaltig, aber um so mehr vorzüglich. ;-)

Andere Beiträge zum Gebetsstolpern. hier und hier.

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